Mit der Titanic zum Sieg?

Titelgrafik Tafel 11

1989 stehen Wahlen an, in der Umwelt-Bibliothek wird die Flugschrift "Wahlfall" gedruckt. Darin weisen Oppositionelle die Fälschung von Wahlergebnissen nach. Im Sommer flüchten Zehntausende aus der DDR. Die SED-Führung ändert ihren Kurs jedoch nicht. In den letzten Umweltblättern veröffentlicht die UB eine Moldt-Karikatur, in der ein Schiff namens Titanic dem Sieg entgegen strebt.

Im Herbst überschlagen sich die Ereignisse: Hunderttausende protestieren im ganzen Land mit Mahnwachen und Demonstrationen. Die UB ist mittendrin und berichtet darüber in ihrem neuen Informationsblatt telegraph, dessen erste Ausgaben innerhalb weniger Tage erscheinen.

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Angst und Aufbruchstimmung – UB-Mitglied Uta Ihlow im Zeitzeugengespräch über die Stimmung im Oktober 1989. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Mit der Titanic zum Sieg? (Dokumente)

Innerkirchliche Information im Juli 1989: Die Umweltblätter zählen zu den bekanntesten und profiliertesten Samisdat-Zeitschriften in der DDR. Insgesamt erscheinen bis 1989 32 Ausgaben, die eine Auflage bis zu 4.000 Stück erzielen. Maßgeblich an der Herausgabe beteiligt ist Wolfgang Rüddenklau. Seit November 1989 heißt die Zeitschrift telegraph. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Erste Ausgabe der Zeitschrift telegraph, dem Nachfolgeblatt der Umweltblätter, vom 10. Oktober 1989. Die zweite Ausgabe erscheint bereits einen Tag später, die dritte am 15. Oktober, jetzt schon jeweils in einer Auflage von mehreren Tausend Exemplaren. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Nach der Kommunalwahl am 7. Mai 1989 überwachen Oppositionelle in vielen Städten der DDR die Auszählung der Stimmen. Sie fassen die Ergebnisse aus den einzelnen Wahllokalen in Listen zusammen und vergleichen sie mit dem offiziellen Wahlergebnis. Anhand der Differenzen lässt sich der Wahlbetrug beweisen. In der Dokumentation „Wahlfall 89“ belegt die Umwelt-Bibliothek den Betrug. Die Wahlfälschung wird in den nächsten Monaten zum Ausgangspunkt für die Forderung vieler Ostdeutscher nach neuen, freien und demokratischen Wahlen. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft